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      Wasserversorgung in Worringen

 

Dem Eingemeindungsvertrag nachfolgend, war in Worringen in den Jahren 1922 und 1923 erstmals eine öffentliche Wasserversorgung angelegt worden. Am 4. Februar 1921 erfolgte die Unterzeichnung des Vertrages durch den Vertreter der Stadt Köln, dem Oberbürgermeister Dr. Konrad Adenauer einerseits, und der Gemeinde Worringen, vertreten durch den 1. Beigeordneten Heinrich Frenger aus Fühlingen andererseits. Nach § II Ziffer 6. des Vertrages verpflichtete sich die Stadt Köln, die für den Ort Worringen als dringend notwendig erkannte Wasserleitung in Angriff zu nehmen, sobald die allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse es erlauben.

Die Volkszählung vom 1. Dezember 1905 ergab in Worringen 3.053 Einwohner. Die Versorgung mit Frischwasser war bitter notwendig geworden, denn zuvor hatten schreckliche Cholera-Epidemien gewütet und zahlreiche Opfer gefordert.                                                  

Die Worringer entnahmen bis Anfang des 19. Jahrhunderts ihren Wasserbedarf entweder aus dem Rhein oder dem Pletschbach, der damals kristallklares Wasser führte. Später ging man dazu über, Ziehbrunnen anzulegen, um die weitläufigen Wege zu den Wasserstellen zu vermeiden, zumal der Pletschbach in heißen Jahren stark austrocknete. Da die Ziehbrunnen allerdings sehr unbequem waren und zuviel Raum in den eng bebauten Wohnbereichen einnahmen, erstellte man daraufhin sogenannte „Pütze“. Dies waren tief gemauerte, oben offene Brunnen. Daraus wurde das Wasser mit einem schweren, an einem Seil oder einer Kette hängenden Holzeimer heraufgeholt und dann in die mitgebrachten Eimer, Bütten oder die „Zing“ entleert. Die „Zing“ war eine offene Tonne, die oben zwei Handgriffe oder Löcher hatte. Nach der Auffüllung der „Zing“ wurde eine lange Stange durch die Löcher oder Handgriffe gesteckt, die dann von zwei kräftigen Personen auf die Schulter genommen und nach Hause getragen wurde. Solche „Pütze“ befanden sich in den Straßen „In der Lohn“, „Pankratiusstraße“, „Alte Neusser Landstraße“, „Hackenbroicher Straße, „Breiter Wall“ und „St.-Tönnis-Straße“, zum Teil noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts.                                       Hofpumpe Pilgramshof klein

Später setzte man in diese gemauerten „Pütze“ Saugpumpen und deckte sie oben ab. Anfangs waren diese Pumpen aus Holz gefertigt, später das obere Teil, das Saugrohr, aus Eisen oder Blei. Die Brunnen, die mit einer Pumpe versehen waren, nannte man danach nicht mehr „Pütze“, sondern Pumpen. Öffentliche Pumpen standen auf dem Knabenschulhof an der „St.-Tönnis-Straße“ und Mädchenschulhof an der „Alten Neusser Landstaße“, weiterhin auf der „Alten Neusser Landstraße“ sowie in der „Elkemannstraße“. Die ausgedehnte Entfernung der öffentlichen Pumpen voneinander gab vereinzelt Veranlassung, persönlich eigene Pumpen zu errichten, die jedoch sehr kostenträchtig waren.                                              

Als im Sommer 1904 Bäche und viele Brunnen austrockneten und sogar Bruchquellen versiegten, sah sich die Bürgermeisterei Worringen bereits veranlasst, der Anlage einer Wasserleitung näher zutreten. Nach Verhandlungen mit Stadtbaurat a. D. Gaul zu Koblenz wurde mit ihm ein Vertrag abgeschlossen, dass er für den Ort Worringen ein Wasserwerk zu bauen und zu betreiben hatte. Gaul erwarb ein Grundstück gegenüber dem Worringer Bahnhof am Worringer Bruch und erbaute darauf 1907 einen Wasserturm mit Maschinenhaus und Brunnen. Da jedoch anschließend nicht mit der Rohrlegung begonnen wurde, sah sich die Bürgermeisterei Worringen - trotz mehrfacher Aufforderung - gezwungen, von dem Vertrag mit Gaul zurückzutreten.

 

Manfred Schmidt, Juli 2012

 Literaturquellen

 Josef Gödecke: „Worringen - Bild eines rheinischen Dorfes“, Köln 1970

 Toni Jägers: „Weeß do noch, wie dozomol ... ?“, Köln 1994