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„St.-Tönnis-Straße“

 

Die Gegend um Worringen war dank ihrer fruchtbaren Lehmböden in unmittelbarer Nähe des Rheins in urgeschichtlicher sowie römischer Zeit dicht besiedelt. Die hochwassersichere und außerordentlich siedlungsgünstige Lage Worringens nahe dem ehemals schiffbaren Pletschbach und die direkte Anbindung an die römische Heerstraße von Colonia Claudia Ara Agrippinensium - CCAA (Köln) nach Novesium (Neuss) führten dazu, dass die älteste römische Siedlung bereits im Verlauf der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. gegründet wurde. Aus der in ihrem Umfang bislang nicht bestimmbaren frührömischen Siedlung entwickelte sich eine vicusartige Niederlassung, deren Friedhofsareale im heutigen Ortsgebiet entlang der Bundesstraße 9 (Köln - Neuss) und der „St.-Tönnis-Straße“ liegen. Die „St.-Tönnis-Straße“, ursprünglich Teil eines alten Naturweges, wurde im Zuge der Eroberung und Erschließung zu einer Landverbindung ausgebaut, die über Roggendorf, Sinnersdorf und Pulheim die „Venloer Straße“ erreichte.

Denkmal- und Steinfunde bestätigen die römische Besiedlung im Worringer Raum. Im Rheinischen Landesmuseum Bonn befinden sich ein Jupiteraltar und römische Skulpturen sowie ein Säulenschaft mit zwei Säulenbasen, letztere wurden 1896 bei Ausschachtungsarbeiten in der Nähe der Kirche (Alt) St. Pankratius an der „Alten Neusser Landstraße“ gefunden.

Die „St.-Tönnis-Straße“ blieb auch später jene Achse, an deren Lage sich die Bebauung orientierte. Fast die gesamte westliche Ortshälfte nahm bis zum Erdweg großflächige öffentliche und private Bauten ein, wie die domkapitularischen Hofgüter (Groß-, Dicker- und Pilgramshof [neu errichtet nach dem Brand am 8. April 1721] sowie Fronhof [1659 Bau des Amtsmannhauses unter Einbeziehung des Altbaues von 1477]), St.-Pankratius-Kirche mit Turm (erbaut 1835 bis 1837, 1848) sowie Pfarrhaus (1841), ehemalige Knabenschule, jetzt St.-Tönnis-Haus (1889), ehemaliges Krankenhaus St. Elisabeth (1887 bis 1888), seit 1986 Elisabeth-von-Thüringen-Haus (Katholisches Altenpflegeheim in der Trägerschaft des Caritasverbandes für die Stadt Köln e.V.) und Gemeindehaus (1907). Im Mittelalter baute man zu Ehren des hl. Antonius eine Kapelle an der Stelle der „St.-Tönnis-Straße“, wo heute sich das Pfarramt befindet. Ein fränkischer, wahrscheinlich noch bis ins Frühmittelalter benutzter Feldfriedhof lag in Höhe „Breiter Wall“ / „Zu den Bendengärten“. Der Friedhof hatte eine Ausdehnung von mindestens 35 x 49 m. Die Grenzen des Bestattungsplatzes waren allerdings nach keiner Himmelsrichtung erkennbar. Sollte die bislang bekannte Ausdehnung die ursprüngliche Friedhofsfläche spiegeln, ergäbe sich eine mutmaßliche Zahl von maximal 100 bis 120 Bestattungen.

                           

 Die „St.-Tönnis-Straße“ erhielt 1838 gepflasterte Rinnen, 1901 bis zur „Elkemannstraße“ und ab 1911 im gesamten Verlauf eine Pflasterdecke. Vor der Eingemeindung Worringens nach Köln zum 1. April 1922 hieß die „St.-Tönnis-Straße“

1663 „St. Thönes Straß“

  1. „gemeine Straß“ 

    1757 „St. Thones“ oder „Feldstraße“

  1. „Königsstraße“ oder „Thönisstraße“ („Antoniusstraße“).

  2. Der Abschluss dieser Straße bildete die „Thönispooz“ (St.-Antonius-Tor), welche vermutlich 1865 abgebrochen wurde.

 Später bezeichnete man die „St-Tönnis-Straße“ von der Kirche Alt-St. Pankratius bis „Schmaler Wall“ „Thönisstraße“ („Antoniusstraße“), im Bereich der domkapitularischen Hofgüter „An bzw. Zu den Höfen“ und anschließend als Verbindung zu den Bergerhöfen „Bergerstraße“.

 

Manfred Schmidt, Juli 2012

Literaturquellen

Dagmar Hötzel: „Stadtspuren Denkmäler in Köln - Worringen und Roggendorf-Thenhoven, Siedlungsgeschichte bis 1914“, Köln 2002

Toni Jägers: „Köln-Worringen in Geschichte und Geschichten“, Köln 1985

Abbildungen Heimatarchiv Worringen