Kopf HW 2   Kopie 2

 

Obwohl sonstige urkundliche Belege für diese Zahlen nicht bekannt sind, scheint es durchaus realistisch von 600 - 800 Toten auf der Seite der Sieger und von 1.000 - 1.200 Toten auf der Seite der Verlierer auszugehen. Die Zahl der Toten, die Heelu nennt, ist somit in Anbetracht der Dauer und Härte des Kampfes nicht übertrieben.

 

 * 1 Außer dem ehemaligen Kirchhof (Friedhof) auf dem Areal der Kirche Alt-St. Pankratius an der „Alten Neusser Landstraße“ existierte ein zweiter Kirchhof in Worringen. Im Verkaufsprotokoll des Vogtshofs aus dem 13. Jahrhundert (ab 1663 Pilgramshof genannt) wird ein Gebäude am Befestigungsgraben neben dem Friedhof erwähnt. Unterhalb des Kirchhofs von Alt-St. Pankratius gab es jedoch keinen Graben, hier schirmte der „Pletschbach“ die Ostseite des Ortes ab. In alten Quellen wurden als Wehrgraben nur jene auf der Nord- und Westseite bezeichnet. So deutet das Verkaufsprotokoll auf den ehemaligen Kirchhof am St.-Antonius-Tor (St.-Tönnis-Tor) im südlichen Bereich des „Schmalen Wall“ hin. Ab wann und wie lange dieser Kirchhof als Begräbnisstätte genutzt wurde, muss als Frage offen bleiben. Vermutlich wurden hier die Gefallenen aus der Worringer Schlacht beerdigt. Nachdem die drei Höfe, Groß-, Dicker- und Pilgramshof, 1721 durch ein Großfeuer zum Opfer fielen, wurde für den Wiederaufbau im Bruchbogen an der „Hungsjass“ (heute „Zu den Bendengärten“) Sand abgebaut. Beim Abbau entdeckte man ein umfangreiches Gräberfeld, wobei auch Bruchstücke von Waffen gefunden wurden, die mit Gold und Silber verziert waren. Weitere unbekannte Gefallene wurden auch unmittelbar auf dem Schlachtfeld begraben. Bei Regulierungsarbeiten des Pletschbachs in den 1930er Jahren fand man „Am Blutacker“ (heute „Blumenbergsweg“) Waffenreste aus dieser SchlaSt. Antonius Kapelle kleincht.

Mit der Massenbestattung könnte auch eine 1959 entdeckte außergewöhnlich tiefe Grube mit noch 19 in der Lage ausgerichteten Skeletten zusammenhängen. Leider            enthielten diese Grabfelder keine Beigaben, weshalb eine genaue Zuweisung nicht möglich ist. Bei Bauarbeiten 1971 / 72 des Gebäudes St.-Tönnis-Str. 45 stieß man auf unregistrierte Schädelfunde. Als Restareal des ausgedehnten Gräberfeldes ist wohl der ehemalige Kirchhof an der St.-Antonius-Kapelle (die zeitliche Errichtung ist heute nicht mehr feststellbar) anzusehen. Die Koelhoffsche Chronik berichtet von einem Kapellchen, das die Begräbnisstätte kennzeichnete, was auf diese hinweist. Über

 

die St.-Antonius-Kapelle findet sich ein Vermerk im Worringer Gerichtsprotokoll vom November 1768. Auf dem „Herrengeding“ musste der Pfarrer begründen, warum er die auf dem Kirchhof stehende große Linde abgeholzt und eigenmächtig verwendet hatte. Die Kapelle stand noch bis zum frühen 19. Jahrhundert. Das Datum des Abrisses ist nicht belegt. Der „Baukondukteur“ und Kommunalbaumeister des Landkreises Köln, Peter Joseph Schopen, brauchte jedenfallsbei der Planung der neuen Kirche St. Pankratius an der St.-Tönnis-Straße die Kapelle nicht mehr zu berücksichtigen.

       * 2 Das Begräbniswesen war seit der Verbreitung des Christentums eine unübertragbare kirchliche Angelegenheit. Die Kirche galt von jeher als „Hüterin des Grabes“. Das war wohl auch der Grund, warum die Gefallenen aus der Worringer Schlacht überwiegend von Kölner Mönchen (Mitglieder der Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner), die sich seit 1221 / 22 in Köln niedergelassen hatten, beerdigt worden sind. Worringen mit Thenhoven und Roggendorf gehörte seit 1151 zum Erzstift Köln.

 

       * 3 Ottokar von Steier (Steiermark), irrtümlich auch Ottokar von Horneck genannt, deutscher Dichter und Geschichtsschreiber, geboren um 1265 in der Steiermark / Österreich, stand in Diensten des Ritters Otto von Lichtenstein und beschrieb von 1305 bis 1320 im Auftrag „Adliger“, die ihm auch Informationen und Unterlagen zuführten, die wichtigsten Ereignisse seiner Zeit in der aus mehr als 83.000 Versen bestehenden „Steirischen Reimchronik“.

         

         Manfred Schmidt, September 2013