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Kriegerdenkmal

 

Ein Denkmal anderer Art ist das ursprünglich vor dem Eingangsportal Alt St. Pankratius an der „Alte Neusser Landstraße“ am 26. August 1877 eingeweihte, 1939 als Verkehrshindernis auf den ehemaligen Kirchhof (späteren Mädchenschulhof) versetzte Kriegerdenkmal, welches von dem Worringer Steinmetzmeister Michael Schwarz Ende 1934 instand gesetzt wurde.                                                         

Das in der Denkmalliste der Stadt Köln eingetragene denkmalgeschützte Kriegerdenkmal hat den langen Zeitraum nach der letzten Restaurierung nicht unbeschadet überstanden und zerbröckelt zusehends. Die Korrosion macht dem „Trachyt“, ein vulkanisches Gestein, schwer zu schaffen. Die Inschriften sind dermaßen verwittert bzw. kaum lesbar.

 

Eine Rettung des Kriegerdenkmals vor dem Verfall liegt wegen kunstgeschichtlicher und volkskundlicher Besonderheit des Denkmals, an dem sich ein interessantes Stück Worringer Ortsgeschichte nachvollziehen lässt, im Interesse vieler Bürger. Die Restaurierungs- und Instandsetzungsarbeiten setzen jedoch Abstimmungen aus rechtlicher und finanzieller Hinsicht der Mitwirkenden - der „Eigentümergemeinschaft Alte Neusser Landstr. 268 - 270“ sowie des Amtes für Denkmalschutz der Stadt Köln - voraus. Das Heimatarchiv hat den Bürgerverein Köln-Worringen e.V. angesprochen, sich generell der dem Verfall drohenden denkmalgeschützten Worringer Objekte anzunehmen, hier in erster Linie des Kriegerdenkmals.

                                                               

Auszüge aus einem geführten Interview des Magazins „WO UND WAS in Worringen“ (Ausgabe 3. Jahrgang / Nr. 1, 16. Januar 1984) mit dem Grundstücksbesitzer der ehemaligen Kirche und der Mädchenschule „om Maat“ über den Erwerb und die künftige Nutzung des Grundstücks

Frage: „Haben Sie nur einen symbolischen Preis gezahlt und sind dafür bestimmte denkmalschützende Verpflichtungen eingegangen oder haben Sie einen marktüblichen Preis gezahlt?“

Antwort: „Das Gebäude ist offiziell geschätzt worden, darauf basierte die Preisvorstellung der Stadt. Insoweit war es ein ganz normaler Hausverkauf. Die Auflagen des Stadtkonservators bezüglich des Denkmalschutzes kamen dann noch hinzu. ... “

Frage: „Welche sonstigen Auflagen wurden noch erteilt?“

Antwort: „ Nun, die wichtigsten sind wohl, dass die äußere Gestaltung unverändert bleiben und erhalten werden muss. Dazu gehört auch die regelmäßige Restaurierung der Denkmale im Hof.“

Bereits am 31. August 1876 hatte der Kriegerverein Worringen von 1872 (Auflösung zum 18. März 1923, Fahne (* 1) und Kassenrest von 2.000 Mark wurde der Kirchengemeinde St. Pankratius überlassen) um Zustimmung der Gemeinde über die Aufstellung auf dem „Marktplatz“ ersucht (* 2). Das Gemeindeprotokoll enthält nicht den Namen des Künstlers. Aus der stark verwitterten Signatur auf der Rückseite des Sockelblocks lässt sich jedoch rechts oben auf der Basisrückseite der Name „Mussweiler“ rekonstruieren.

                                                         

Das Kriegerdenkmal in Form eines Obelisken (Höhe ca. 4,5 m) aus Trachyt schuf der Bildhauer Matthias Mussweiler (Mußweiler). Das reich mit Hoheitszeichen geschmückte Bildwerk hält die Erinnerung an die in den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 gefallenen Worringer Soldaten fest. Hohe Basis, Sockel mit eingezogenen Ecken, im vertieften Inschriftfeld auf der Hauptplatte Namen der Gefallenen (*3), Sockelabschluss mit Zinnenkranz und Kugeln auf den Eckzinnen. Auf der Vorderseite Emblem aus Löwenkopf-Schild, gekreuzten Schwertern und Palme, abschließendes Lorbeergehänge mit „Eisernem Kreuz“, Zinnenbekrönung; auf der Rückseite des oberen Säulenteils Schöffensiegel von Worringen ohne Umschrift, im mittleren Säulenteil Inschriftfeld: „Dem Vaterlande - Den gefallenen Helden - aus Worringen“.                                                                                                           

Über Matthias Mussweiler gibt es nur wenige Informationen. Bevor er sich 1879 in Köln niederließ, war er Kommunalbaumeister in St. Wendel, Regierungsbezirk Trier. Unter den aufgelisteten Regierungsbeamten erscheint Mussweiler um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Bis um 1874 übte er wohl seinen Dienst aus, dann vertrat ein anderer Baumeister diesen Kreis. Im Kölner Adressbuch 1879 ist Mussweiler als „Kreis-Communal-Baumeister“ a.D. und Baumeister eingetragen. Er bezog zunächst eine Wohnung in der Mathildenstr. 2. Im Adressbuch 1880 gab er im Namensverzeichnis und zusätzlich in einem Inserat seine Qualifikation an, die er um Zimmermeister und Steinhauer erweiterte. Sein Büro empfahl er für Baupläne, Kostenanschläge, technische Bauleitung von Privatgebäuden, Schulhäusern und Kirchenbauten. Laut Inserat besaß Mussweiler eine vielseitige Ausbildung, die ihn auch zur Steinhauerei befähigte. Im Jahr 1882 verlegte er sein Büro in die Hohe Str. 60; ab 1883 wohnte er als Rentner am Mauritiussteinweg 19. Welche Empfehlung den Worringer Kriegerverein bewog, Matthias Mussweiler den Denkmalauftrag zu erteilen, muss als Frage offen bleiben, ebenso jene, ob dieser Auftrag als hoffnungsvoller Ansatz ihn zwei Jahre später für immer nach Köln lockte. Das Kriegerdenkmal in Worringen ist bisher das einzige bekannt gewordene Werk Mussweilers in der Kölner Gegend.

 * 1 Beschriftung:

 Krieger-Verein Worringen

 1872 - 1899

 „Mit Gott für König und Vaterland“ (und Schöffensiegel von Worringen ohne Umschrift)

 * 2 Wenige Jahre später spaltete sich eine größere Gruppe aus dem Kriegerverein ab, aus der dann im Jahre 1880 eine neue Vereinigung - die Krieger-Kameradschaft Worringen - hervorging.

 * 3 Inschriftfeld auf der Hauptschriftplatte:

 „Es starben den Heldentod für König und Vaterland“

 

Manfred Schmidt, Dezember 2013

Literaturquellen

Dagmar Hötzel: „Stadtspuren Denkmäler in Köln-Worringen und Roggendorf-Thenhoven, Siedlungsgeschichte bis 1914“, Köln 2002

Fotos Heimatarchiv Worringen