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Worringer Friedhof am Hackhauser Weg

Mit dem Eröffnungsjahr 1841 ist der Worringer Friedhof (* 1) einer der ältesten, wenn nicht der älteste unter den vielen im Laufe des 19. Jahrhunderts in den heute zur Stadt Köln gehörenden ehemaligen Dörfern des Landkreises Köln angelegten „öffentlichen Kirchhöfe“, damit aber vielleicht der älteste der kommunalen Friedhöfe auf heutigem Kölner Stadtgebiet nach dem Friedhof Melaten. Er gehört damit in seinem alten Teil zu den wichtigsten Zeugnissen der historischen Friedhöfe Kölns.                                                      

Der Friedhof Worringen steht unter Denkmalschutz, das bedeutet, dass für alle Umgestaltungen, die den bestehenden Zustand abändern, eine denkmalrechtliche Erlaubnis notwendig ist. Denkmalwert besitzen auf dem Friedhof insbesondere folgende Bestandteile, die den Charakter der Anlage prägen:

  • die Einfriedungsmauern, straßenseitig am Hackhauser Weg mit drei Toren ausgestattet, an denen die Erweiterungsphasen von Osten nach Westen nachvollziehbar sind

  • die Grundrissanlage mit der charakteristischen axialen Wegeführung und der Grüngestaltung mit altem Baumbestand (wie die Lindenallee in der Nähe der Trauerhalle)

  • das steinerne Wasserbecken von 1920, hinterfangen durch eine hohe, im Halbkreis angelegte Hecke

  • das vom Kirchhof Alt St. Pankratius stammende barocke Hochkreuz aus dem 17. Jahrhundert, das heute den Blickfang am Ende des Hauptweges mit seinen historischen Gräbern bildet (* 2)

  • die vor dem Hochkreuz angeordneten Liegeplatten der Priestergrabstätten

  • die zahlreichen Grabkreuze des 16. bis 18. Jahrhunderts, die wie das Hochkreuz vom Kirchhof Alt St. Pankratius stammen und an der alten südlichen Backsteinmauer aufgestellt sind

  • die im Originalbestand erhaltenen Grabstätten des 19. und 20. Jahrhunderts, die zeittypische Zeugnisse der sich wandelnden Bestattungskultur sind und teilweise hohen künstlerischen Stellenwert besitzen.                                                                  

Wenn man den heutigen Friedhof betrachtet, muss man vermuten, dass der Friedhof von 1841 der östlich des Hauptweges an seiner dem Ort zugewendeten Seite liegende Teil der Anlage gewesen ist. Hier haben wir zum Hackhauser Weg hin das älteste, aus Feldbrandsteinen errichtete Stück der Nordmauer mit dem ursprünglich einzigen Eingang. Dieser alte Teil der Nordmauer ist heute rechts vom (alten) Eingang etwas kürzer als links; ursprünglich befand sich der Eingang gewiss genau in der Mitte der Mauer. Die südliche Einfriedung der Anlage von 1841 bildete die mitsamt Eckpfosten erhalten gebliebene Mauer, an der die alten Grabkreuze aufgestellt sind.                                                               

Die heutige Anlage mit dem geometrisch strengen Grundriss der Wege und Hecken zeigt eine typisch dörflich-ländliche Ausprägung. Ihre Sinngebung erfuhr diese Planung durch die Bereicherung der Flure mit den einzelnen Grabanlagen. Hier entfaltet sich in reicher Form- und Stilfülle die Aussagekraft privater Auftraggeber und ausführender Handwerker, die in früheren Zeiten nie die Rücksichtnahme auf das Erscheinungsbild der Umgebung vergaßen oder übersahen. Dies gilt nicht nur für die monumentalen Grabanlagen entlang des Hauptweges zum Hochkreuz, sondern auch für die kleineren - deswegen aber keinesfalls weniger bedeutungsvollen - Grabstätten in den Fluren.

Der Friedhof Worringen ist ein prägendes Element der Ortsgeschichte und der baulichen Entwicklung. In seiner überkommenden Struktur und seinen charakteristischen Bestandteilen gibt er - mitsamt der schriftlichen Überlieferung - dingfesten Aufschluss über frühere gesellschaftliche Verhältnisse und kulturelle Strömungen.

 * 1 Das Worringer Pfarrarchiv und das Historische Archiv der Stadt Köln besitzen je eine
Ausfertigung des Vertrages vom 18. Mai 1867, durch den die Pfarre Worringen der Zivilgemeinde Worringen ein Grundstück abtritt „zur Vergrößerung des Kirchhofes“. Dort heißt es:

„Es ist von der Schulvicarie zu Worringen im Jahre 1839 der Civilgemeinde Worringen das Terrain zu dem jetzigen öffentlichen Kirchhofe ... eigentümlich abgetreten worden.“

Nach den Sterbebüchern der Pfarrei Worringen wurden wahrscheinlich im Oktober 1841 erstmals auf dem Worringer Friedhof am Hackhauser Weg (als Folge der Eingemeindung Worringens nach Köln ist die ehemalige „Friedhofstraße“ in „Hackhauser Weg“ umbenannt worden) Begräbnisse vorgenommen.

 * 2 Vermutlich ist das wohl aus ursprünglich nicht zueinander gehörenden Teilen zusammengesetzte natursteinerne Hochkreuz mit Kreuzigungsdarstellung aus dem 17. Jahrhundert.

 Das Hochkreuz spielte ehemals eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Zonser Amtsgrenze und stand auf der Grenzlinie im „Zonßer Greyn“ (= Grind). Nach der Zonser Franziskanerchronik hat die Grundsteinlegung am 23. Juni 1683 stattgefunden. Stifter des Kreuzes , das die vorbeifahrenden Schiffer verehren sollte, war der Rechtsgelehrte und Geheimrat Gerhard Rensing, seit 1670 Besitzer der Rheininsel. Der entsprechende Kaufvertrag zwischen Rensing und Fabens über „das Werth undt Miltz mit desselben Zubehoer“ zum Preis von 200 Reichstalern datiert auf den 4. September. Das Kreuz wurde später, vermutlich zu Beginn des 18. Jahrhunderts, abgebrochen und vor der Worringer Kirche Alt St. Pankratius aufgestellt. (Literaturquelle aus dem Jahrbuch für den Kreis Neuss 2000)                                                                        

 Der Dormagener Chronist Joan Peter Delhoven notierte zum 7. April 1786: „Heute ist der Hr. Amtsverwalter, der Hr. Voigt und Gerichtsschreiber hier. Sie sollen die von uraltersher strittige Gränzen mit den Zonser berichtigen. Auf dem Zonser Wertchen hat ein Kreutz gestanden; ein Schiffmann liesse dieses aus einem devoten Gedanken auf der Gränze errichten. Dieses Kreutz ist vor einigen 50 Jahren von da weg und vor die Worringer Kirchhofsthüre gesetzt worden. Nun sind auch die Fundamente nicht wieder zu finden.“

 Heute ist die Inschrift in den Sockelstufen, sofern diese überhaupt zum Hochkreuz gehören, derart verwittert, um überhaupt Anhaltspunkte gewinnen zu können.

Wollen Sie mehr wissen über die Geschichte des Worringer Friedhofs?

Das Heimatarchiv Worringen hat eine Broschüre “170 Jahre Worringer Friedhof am Hackhauser Weg - Friedhofs- und Bestattungskultur“ herausgegeben. Die 170 Seiten umfassende Broschüre beinhaltet neben den Texten 116 Abbildungen von alten und neuen Grabstätten, Todesanzeigen sowie Bestattungen und ist zum Preis von 10 EUR in den Archivräumen am Breiter Wall 2-4, jeweils mittwochs von 17 bis 19 Uhr, oder unmittelbar beim Verfasser Manfred Schmidt, Bohnenblechweg 5, Telefon 78 12 59, käuflich zu erwerben.

Manfred Schmidt, November 2013