Kopf HW 2   Kopie 2

Pilgramshof (früher Vogtshof genannt)

Der Pilgramshof hatte im Mittelalter den Namen „Vogtshof“, weil dort der Sitz des Worringer Vogts war, den die Besitzer der Vogtei „villa Worunch“, die Grafen von Jülich, stellten. Nach dem gewaltsamen Tod des Grafen Wilhelm IV. ging der Hof infolge einer Erbteilung durch Verkauf am 30. April 1287 an das Kölner Domkapitel. Für das Domgut ist der Name „Vogtshof“ erst 1555 nachweisbar. In der Deskription vom 10. April 1663 des Domkapitels wird der Name „Pilgramshof“ verwendet. Der Name stammt von einer Pächterfamilie des 16. Jahrhunderts. Im Jahr 1564 besaßen Otilia, Witwe des Pilgrins von Lechenich, und ihr Sohn Johannes den Hof in Pacht, den möglicherweise die Familie bereits ab 1555 bewirtschaftete. Der Familienname heftete sich an das Hofgut und verdrängte im Sprachgebrauch die alte Bezeichnung.                                                                     

Über den Vogtshof selbst häufen sich die Angaben erst ab dem frühen 17. Jahrhundert. Akten des Domkapitels vermerken am 14. März 1608 einen Bauvorgang. Unter dem 12. Februar 1631 ist zu erfahren, dass der Pilgramshalfe den Hof völlig verfallen ließ. Am 21. Januar 1678 wurden die Gebäude wahrscheinlich durch Brandstiftung vernichtet. Die Pächterin Agnes Gymnich geb. Schuller führte jedenfalls den Brand auf „böse“ Leute zurück. Das Domkapitel ordnete an, zuerst die Scheune wiederaufzubauen und hierfür das Holz aus dem Mühlenbusch sowie aus dem Amt Hülchrath zu beschaffen. Der neue Pachtvertrag vom 30. März 1678 schrieb Agnes Gymnich vor, das Baumaterial zu schließen, handelte sich bei diesem Neubau um Fachwerk mit Backsteinausfachung. Die letzte Eintragung über den Hofbau stammt vom 3. März 1680.

Am 8. April 1721 brach im Quartier der „Dicker Hütte“ ein verheerendes Feuer aus, das auf den Großhof an der „Alte Neusser Landstraße“ übersprang. Von den weiteren großen Objekten, die in diesem Bereich lagen, wurden Dicker- und Pilgramshof vernichtet. Am 23. April 1721 referierte das Domkapitel über den Schaden. Es sah zunächst vor, Groß- und Dickerhof auf den alten Stellen zu belassen. Beim Großhof hatten nur die Stallungen Wasserschäden erlitten. Der Pilgramshof war am meisten betroffen. Seinem Pächter wurde zugemutet, aus eigenem Vermögen einen neuen Hof auf Pilgrams-Länderei zu bauen. Zuletzt lautete aber der Beschluss, die drei Höfe „in quadro“ aneinander als Ziegelbauten und mit einem Garten auf der Rückseite vor der „St.-Antonius-Pforte“ (an der heutigen „St.-Tönnis-Straße“) zu errichten. Begründet wurde dieser Vorschlag mit den Kosten beim Bau der Höfe an verschiedenen Plätzen.

 Als Ergebnis aller Vorschläge entstand oberhalb der Pforte eine Baustelle barocken Ausmaßes, im Rang zwar nicht gleich einem Landschlossbau, doch in dessen Dimensionen. Es wurden die drei fast gleich großen Höfe in Flucht aneinander gereiht. Außer einigen Ausbesserungen war im Sommer 1722 die Arbeit abgeschlossen, ein wichtiges Ziel, um die Ernte gesichert bergen zu können. Wenn auch wirtschaftliche Gründe für den Entwurf, die drei Höfe im Block zusammenzuschließen, vorliegen, so bildet diese Bauform eine architektonische Seltenheit und deshalb einen wertvollen Beitrag in der Dorfarchitektur nicht nur des Kölner Raumes. Die Anlage wirkt nicht nur in ihren Ausmaßen, auch sind in der Straßenfront im Größenverhältnis Wohnhaus-Wirtschaftgebäude und in der Gliederung der Wandfläche durch große Rundbogeneinfahrten Bauakzente gesetzt.

Inschrift am „Lengsches-Wegekreuz“:

 „ ... 1780 Johannes Tunwalt (= Dünwald) - Anna Maria Potenheims (= Bodenheim) - Pilgrams-Halbwiner (= Teilbauer oder Teilpächter) ... .“

Nach dem Brand des Groß- und Dickerhofs am 12. April 1876 verschwand vor allem ein wesentliches Merkmal der Fassadengestaltung: das Zusammenspiel der Farben im rötlichen Ton der Ziegelsteine und Weißverputz der Mauerfugen unter grauem Verputz, der Pilgramshof erhielt um 1905 eine durch Zierelemente aufgelockerte Putzfassade, das Herrenhaus weiterhin eine doppelläufige Freitreppe mit schmiedeeisernem Geländer.

                              

Die „Herrlichkeit Worringen“, politisch zum Erzstift Köln gehörend, kam im Jahre 1794 unter französischer Herrschaft. Mit der Enteignung der geistlichen Güter im Zusammenhang mit der Säkularisation gingen die domkapitularischen Höfe an zahlungskräftige Käufer über. Die Enteignung des Kirchenbesitzes erstreckte sich über den Zeitraum 1794 bis 1802. Die enteigneten Kirchengüter wurden nach 1802 französisches Domänengut; 1804 Verpfändung des Pilgramshofs, vermutlich bis 1808 versteigert.

Eine Urkunde aus dem Jahr 1808 besagt, dass Franz Adam Cremerius (geb. 6. Mai 1764, verst. 20. September 1832) Besitzer des Pilgramshofs und Bergerhofs war und erster Bürgermeister von Worringen ab 1797 bis 1832, zunächst unter französischer, ab 1815 unter preußischer Herrschaft.

Der Pilgramshof wurde danach übertragen an Anna Gertrud Cremerius sowie Adelheid Cremerius und nachfolgend aus der Erbschaft Cremerius an.

Johann Zillikens (geb. 28. Februar 1856 in Spiel / Jülich, verst. 18. März 1927 in Worringen), Sohn von Peter Arnold Zillikens (1813 - 1893) und Maria Theresia Cremerius (1818 - 1897)

Arnold Zillikens (geb. 21. Februar 1895 in Worringen, verst. 12. August 1973)

Maria Theresia Gisela Nesseler-Zillikens.

Bewirtschaftet wurde der Hof zuletzt in der sechsten Generation von Arnold Nesseler.

                                                

Ausstattung des Pilgramshofs

Herrenhaus: „Kölner Decke“ in der Hofdiele, Holztreppe, Kellertreppe, Dielenfußboden und Zimmertüren aus den 1920er Jahren

Torbogendurchfahrt mit 2flügligem Brettertor

Pferdestall: zur Hofseite backsteinsichtig, Ornamentanker, preußische Kappen, Pferdetröge

rechtes Stallgebäude: ursprünglich 1geschossiger Bau, preußische Kappen, Ausbau zwischen 1944 und 1950 zu Wohnungen

Scheune: Torbögen, S-Anker und Ankersplinte, Traufgesims mit Klötzchenfries, Satteldach, Hofpflasterung, -pumpe

Werk- und Backhaus im Garten: 1geschossiger Backsteinbau, S-Anker, Traufgesims, Satteldach, Einfriedung mit Einfahrt, Backsteinpfeiler mit Kugelaufsatz.

Ende des Jahres 2011 erfolgte die Veräußerung des Pilgramshofs an die Prinz von Preußen Grundbesitz AG. Nach Umbaumaßnahmen entstanden dort Eigentumswohnungen.

 

Literaturquellen

Dagmar Hötzel: „Stadtspuren Denkmäler in Köln - Worringen und Roggendorf-Thenhoven, Siedlungsgeschichte bis 1914“, Köln 2002

Fotos Heimatarchiv Worringen

Manfred Schmidt, Februar 2014