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Schlacht bei Worringen – Teil 1 Entscheidung

 

In der Literatur über die Schlacht bei Worringen werden die Gründe für Sieg und Niederlage sehr unterschiedlich gesehen. Während die Belgier und Niederländer der Argumentation eines Augenzeugenberichts von Jan van Heelu (einem brabantischen Höfling) folgen, wird vor allem in der lokalen und regionalen Geschichtsschreibung - siehe hierzu Josef Gödecke: „Worringen - Bild eines rheinischen Dorfes“, Köln 1970 sowie Toni Jägers: „Köln-Worringen in Geschichte und Geschichten“, Köln 1985 - die Schlacht allzu einseitig unter dem Aspekt des Freiheitskampfes der Kölner Bürger gegen ihren erzbischöflichen Stadtherrn betrachtet. Das hat dazu geführt, dass man deren Anteil am Sieg über die erzbischöfliche Koalition über Gebühr herausgestrichen und darüber aus den Augen verloren hat, dass es bei Worringen eigentlich darum ging, ob Herzog Johann von Brabant oder Graf Heinrich von Luxemburg das Herzogtum Limburg besitzen sollte.                                                   

Heelus „Rijmkronyk van hertog jan van Brabant en zonderlig van den slag van Woeringen“ (niedergeschrieben ca. 1288 bis 1294 für Margarete von England, Schwiegertochter des Herzog Johann von Brabant, in fast 8.000 Versen) ging es weniger um eine wahrheitsgetreue Darstellung der militärischen Ereignisse als vielmehr darum, dem Wappenschild des Siegers aus der Schlacht bei Worringen Herzog Johann von Brabant Glanz zu verleihen.

Nach neueren wissenschaftlichen Studien fiel die Entscheidung bei Worringen ausschließlich im Reitergefecht zwischen dem luxemburgischen und den brabantischen Rittern. Das späte Eingreifen der bergischen Reiterei sowie des bergisch-kölnischen Fußvolkes unter der aufpeitschenden Rede des Mönchs Walther Dodde und dem aufmunternden Vorbild des Kölner Patriziers Gerhard Overstolz führte nicht die Entscheidung herbei, sondern beschleunigte lediglich den Ausgang der Schlacht.                                                       

Von allen Faktoren, die zur Niederlage der erzbischöflichen Partei beitrugen, war der Tod des Grafen Heinrich von Luxemburg und seiner drei Brüder der schwerwiegendste. Hierdurch wurde der Widerstandswille der luxemburgischen Ritter erheblich geschwächt, so dass Johann von Brabant mehr Kräfte gegen den Erzbischof einsetzen konnte. Als die bergische Reiterei und das bergisch-kölnische Fußvolk wieder auf dem Kampfplatz erschienen, war die Entscheidung längst gefallen. Allerdings führte das brutale Vorgehen der Bauern dazu, dass die kölnischen und westfälischen Ritter, allen voran Erzbischof Siegfried, sich möglichst schnell einem ritterlichen Gegner ergaben, um somit wenigstens ihr Leben zu retten.

 

Manfred Schmidt, Juli 2013

Literaturquelle

Ulrich Lehnart: „Die Schlacht von Worringen 1288“, Frankfurt am Main 1994