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Worringer Schulchronik

 

Ende des 18. Jahrhunderts war die Herrschaft des Kurfürstentums Köln vorbei. Französische Revolutionstruppen besetzten ab 1794 die linksrheinischen Gebiete. Zu diesem Zeitpunkt gab es hierzulande noch keine regelrechten Schulen. So hatte in Worringen der jeweilige Pfarrvikar neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit zwar auch die Aufgabe, die Kinder des Ortes zu unterrichten, er nahm jedoch meistens einen Vertreter. Dieser besaß in der Regel keine schulischen Fähigkeiten. Oft war es so, dass Handwerker, die begrenzt schreib- und lesekundig waren, neben der Ausübung des Handwerks, lediglich ihre Kenntnisse und Erfahrungen an die Schüler / innen weitergaben. Im Sommer fand der Unterricht nur sehr unregelmäßig statt, die Feldarbeit ging vor.

Faktische Schulen wurden erst eingerichtet, als Worringen nach dem Wiener Kongress 1815 an Preußen gekommen und hier der Schulbesuch für alle Kinder seit dem Jahr 1825 verpflichtend war. Das Unterrichtsgebäude befand sich zunächst in der Vikarie * an der „Alten Neusser Landstraße“ zwischen „St.-Tönnis-Straße“ und „In der Lohn“ (heute durch Umbauten Anfang des 20. Jahrhunderts Wohnhaus mit Ladenlokal Alte Neusser Landstr. 256 - ehemals 1903 Bäckerei Johann Diefenbach, später Bäckerei Willi Bayer). Da sich die Schulvikarie als unzulänglich erwies, wurde es gegen das alte Pastoratshaus an der St.-Tönnis-Straße („Zillikensplatz“) getauscht (Tauschvertrag vom 29. Januar 1828), welches dem Lehrer nunmehr als Wohnsitz angewiesen und hinter dem eine Schule mit zwei Klassenräumen erbaut wurde. Auch dieses Schulgebäude zeigte sich bald als zu klein. Im Jahr 1840 musste die Schule um ein Stockwerk erhöht werden. Selbst in der Lehrerwohnung war unterrichtet worden. Im Jahre 1869 wurde die Kirche (Alt) St. Pankratius an der „Alten Neusser Landstraße“ zur Schule umgebaut, worin die Mädchen übersiedelten. Im Jahr 1860 bestanden bereits fünf, 1870 sechs Schulräume, wovon drei die Knabenschule und drei die Mädchenschule bildeten. Am 28. Oktober 1889 wurde das neue Schulgebäude für Knaben an der „St.-Tönnis-Straße“ (das heutige St.-Tönnis-Haus, welches am 17. Januar 1981 von der Stadt Köln in den Besitz der Pfarrgemeinde St. Pankratius überging) bezogen. Das Pastorat verfiel zusehends und wurde 1889 / 90 abgerissen. Im Laufe des Jahres 1937 wurde auf dem Knabenschulhof eine Unterrichtsbaracke aufgestellt, da die ständig anwachsende Schülerzahl schon lange eine Aufstockung der Schulräume erforderte (Abbruch der Baracke geschah in 1982).                                                      

Der erste Lehrer, der in Worringen am 17. November 1817 von der Bürgermeisterei Worringen angestellt wurde, war Anton Sourilliot (verstorben 1848) aus Kerpen im Kreis Bergheim, der vorher in Zons unterrichtet hatte. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder betrug damals schon über 300. Dem Lehrer wurde daher ein Präparand (Lehrling) zur Aushilfe beigegeben. Der Unterricht, der in jener Zeit erteilt wurde, beschränkte sich im Wesentlichen auf Lesen, Schreiben, Rechnen, Singen und katholischer Katechese.

                                                      

Am 1. April 1922 wurde die Bürgermeisterei Worringen der Stadt Köln eingemeindet. Damit schied sie sowie die Schule aus der Schulinspektion des Landkreises Köln aus und trat in den Schulaufsichtsbezirk der Stadt Köln.                                     

Der Zustrom zahlreicher Neubürger nach dem 2. Weltkrieg wirkte sich besonders stark auf die zu kleinen und veralterten Schulen aus. 1962 begann man mit dem Bau einer Volksschule am Holzheimer Weg, die Ostern 1964 fertiggestellt und bezogen werden konnte. Sie wurde unterteilt in eine eigenständige Jungen- und Mädchenschule. Der schnell wachsende Ort machte jedoch nachfolgend einen weiteren Schulneubau erforderlich. Worringen zählte zu dieser Zeit 9.395 Einwohner. Nach zweijähriger Bauzeit konnte im November 1967 das „Schulgebäude An den Kaulen“ den Schulunterricht für rund 600 Jungen und Mädchen aufnehmen. Im Herbst 1968 erfolgte die Organisation zur „Hauptschule“ Holzheimer Weg sowie „Katholischen Grundschule“ und „Gemeinschaftsgrundschule“ An den Kaulen. Wegen eines erheblich unentbehrlichen Sanierungsbedarfs an der „Hauptschule“ und gleichzeitig dort sinkender Schülerzahlen wurde der Schulunterricht im Sommer 2011 eingestellt, die Schüler / innen und Lehrer / innen zogen zum Schuljahreswechsel 2011 / 12 nach Seeberg in die „Gustav-Heinemann-Schule“ um.

* 1663 als Hofstelle „Vicarius Erb“ aufgelistet. Wann die Schulvikarie in Worringen gegründet wurde, ist nicht bekannt. Aus einem Bericht an die Kgl. Reg. Kirchen- und Schulkommission vom 13. August 1819 , der wahrscheinlich auf einem Visitationsbericht des Erzstifts Köln vom 7. Juli 1695 beruht, geht hervor, dass Worringen eine St.-Anna-Vikarie mit Schulpflicht besaß. Das Domstift-Protokoll vom 17. August 1691 belegt eine Holzlieferung aus dem „Worringer Busch“ an die Schule.

 

Manfred Schmidt, August 2012

Literaturquellen

Dagmar Hötzel: „Stadtspuren Denkmäler in Köln - Worringen und Roggendorf-Thenhoven, Siedlungsgeschichte bis 1914“, Köln 2002

Toni Jägers: „Köln-Worringen in Geschichte und Geschichten“, Köln 1985

Josef Gödecke: „Worringen - Bild eines rheinischen Dorfes“, Köln 1970

Abbildungen Heimatarchiv Worringen