Straßen- und Wegenamen in Worringen (Teil 1)
Um das Jahr 1860 wurden in Worringen erstmals amtliche Straßennamen eingeführt. Vorher trugen die Straßen Bezeichnungen, die die Ortsbewohner ihnen selbst „willkürlich“ gegeben hatten, so zum Beispiel nach im Ort oder in der betreffenden Straße vorkommenden Berufen, nach Persönlichkeiten oder nach anderweitigen Ortsnamen. Vielfach sind diese Namen bis heute erhalten geblieben. Nach der Eingemeindung am 1. April 1922 mussten jedoch viele Straßen und Wege umbenannt werden, da deren Name im Kölner Stadtgebiet bereits vorhanden waren; zugleich wurden Alt-Worringer Namen „angepasst“.
Straßennamen in Bezug auf Besitzer Worringer Bauernhöfe
Bitterstraße
Heinrich Bitter war Besitzer des Fronhofes. An der nach ihm benannten Straße lagen viele seiner Ländereien. Der frühere Straßenname war Lindges Weg.
Cremeriusstraße
Bis zur Eingemeindung trug diese Straße den Namen Weidengasse. Eine Urkunde aus dem Jahr 1808 besagt, dass Franz Adam Cremerius, Besitzer des Pilgrams- und Bergerhofs, seit 1797 Bürgermeister von Worringen unter französischer Herrschaft war. Der König von Preußen ernannte ihn 1815 wiederum zum Bürgermeister. Eine bemerkenswerte kommunalpolitische Leistung von ihm war es, wie er die Bürgermeistereigeschäfte aus der französischen in die preußische Verwaltung übergeführt hatte.
Herberzstraße
Der aus Ürdingen stammende Peter Herberz war der Besitzer des Groß- und Dickerhofes. Er besaß in Worringen viele landwirtschaftliche Flächen. Die Herberzstraße wurde angelegt nach der Versteigerung von Flurstücken aus dem Landbesitz von Jacob Herberz am 10. Juni 1879.
Straßennamen in Bezug auf Worringer Bauernhöfe sowie ihrer landwirtschaftlich genutzten Flächen und Worringer Mühlen (Teil 1)
Alte Straße
Die Straße ist Teil der von Köln über Weiler nach Dormagen entlang einer Geländeerhebung führenden Landverbindung. Sie geht auf einen, wenn nicht schon vorgeschichtlichen, sodann römischen Weg als westliche hochwasserfreie Parallelstrecke zur Rheintal-Linie zurück. In karolingischer Zeit wurden die erhaltenen römischen Straßen oft als „Herrisstrazza“ oder alte Straße bezeichnet, was auch auf diese Straße zutrifft. In einer zwischen 1442 und 1520 angelegten Gewandespezifikation des Quettingshofes findet sich als Bezeichnung für die Worringer Strecke Heerstraße und in der Landvermessung des Fronhofes von 1757 sowohl Alte Straße als auch Heerstraße. Früher war sie ein vielbenutzter Zuckerrübenfahrweg, der quer durch den heutigen Chempark führte und auf dem Höhenberg in Dormagen auslief.
In der Lohn
Hier steht der Fronhof, wo einst das Gericht abgehalten wurde. Kam man vom Gericht oder vom Schultheißen, so hieß es im Volksmund, ich komme von der „Lahn“. Die Straße „In der Lohn“ wurde 1757 als „Lahn“ und 1832 „Lohnen“ bezeichnet. Der Name bezieht sich wohl auf eine künstliche Wasserleitung, im Niederdeutschen „lone“ genannt. Zwischen den Häusern lag die Zuleitung des ehemals zum Grabensystem des Fronhofes gehörenden Wasserlaufs. In alten Urkunden werden oft auch Straßen mit Verkaufsständen nach lateinisch „inter lan“ bezeichnet. Daher kann auch angenommen werden, dass hier Handwerker und Händler ihre Geschäfte hatten.
Manfred Schmidt, Oktober 2011
Literaturquellen
Josef Gödecke: „Worringen - Bild eines rheinischen Dorfes“, Köln 1970
Carl Dietmar: „Die Chronik Kölns“, Dortmund 1991
Dagmar Hötzel: „Stadtspuren Denkmäler in Köln-Worringen und Roggendorf-Thenhoven, Siedlungsgeschichte bis 1914“, Köln 2002