Schlacht bei Worringen
Einleitung
Eine Schlacht ist sicherlich kein Anlass zum Jubeln. Man kann nur die Nachwelt an ein solches Ereignis erinnern, dazu aufrufen, dass sich so etwas nicht wieder zuträgt. Im Jahr 2013 findet die 725. Wiederkehr des Zeitpunktes statt, an dem die Kölner Bürger in einer blutigen Schlacht ihre Freiheit von den Machtansprüchen unterdrückender Landesherren erfochten. Ein Mahnmal auf dem ehemaligen Worringer Schulhof, dem jetzigen St.-Tönnis-Platz, nennt die Schlacht einen „Merkstein im Kampf der Bürger um ihre Unabhängigkeit“. Das Erinnerungsdenkmal wurde von dem Worringer Steinmetz- und Bildhauermeister Hilarius Schwarz aus rotem Main-Sandstein geschaffen und am 5. Juni 1988 eingeweiht.
Herrschaft der Kölner Erzbischöfe
Die Erzbischöfe von Köln waren gleichermaßen geistliche und weltliche Herrscher und wurden als solche mitunter in Kriege verwickelt. Dementsprechend war ihr Besitztum (die Macht erstreckte sich im Westen bis über Aachen in den Raum Lüttich und im Osten bis in den westfälischen Bereich) der Schauplatz von Feindseligkeiten oder es wurde von den Folgen und Schrecken des Krieges hart bedrängt. Seit 1151 gehörte auch zum Erzstift (Kurfürstentum) Köln u.a. die „Herrlichkeit Worringen“. Diese umfasste das Schloss Arff, 11 Gutshöfe im Besitz von Klöstern und Stiftungen (davon lagen 6 unmittelbar im Ort: Fronhof, Groß-, Dicker- und Vogtshof [dem späteren Pilgramshof] im Besitz des Domkapitels, Bergerhof im Besitz der Johanniterkommende St. Johann und Cordula sowie Krebelshof im Besitz des Stifts St. Kunibert), einen Gutshof der Armenverwaltung Köln und 133 Bauernhäuser, davon 54 Kotten.
Streit um die Schutzzölle, Erbstreit um das Herzogtum Limburg
Die Errichtung einer Burg in Worringen, mit der Erzbischof Siegfried von Westerburg 1276 begonnen hatte, stand in Widerspruch zu der von seinem Vorgänger gemachten Zusage, in der Nähe des Stadtgebietes Köln keine neuen Burgen zu bauen. Gleichwohl schloss die Stadt Köln noch am 12. Juli 1287 mit ihm ein Treuebündnis und erklärte sich unter Einschränkung ihrer Bündnisfreiheit für neutral. Als jedoch Herzog Johann I. (Jan) von Brabant, der bereits 1284 mit der Stadt Köln eine wirtschaftliche und politische Allianz vollzogen hatte, im Mai 1288 den Krieg um das „Limburger Erbe“ ins Rheinland verlagerte, gerieten die Kölner Bürger in Zugzwang. Der Krieg schadete natürlich dem Kölner Handel. Die Besatzung der erzbischöflichen Burg in Worringen nahm vorbeiziehende Kaufleute in Raubrittermanier aus. Die Stadt Köln brach daraufhin das mit dem Kölner Erzbischof geschlossene Treuebündnis und wechselte zu den Brabantern über. Sie schloss mit Herzog Johann I. und seinen Verbündeten einen Landfrieden „zwischen Maas und Rhein“ und ließ ihre Streitmacht in Köln einziehen, von den Bürgern „wie ein Engel empfangen“.
Verlauf der Schlacht
Am 5. Juni (dem Festtag des Heiligen Bonifatius) 1288 fand zwischen Worringen und Fühlingen (westlich der heutigen Neusser Landstraße vor dem Worringer Bruch) die „Schlacht um das Limburger Erbe“ statt. Das Heer des Kölner Erzbischofs Siegfried von Westerburg und seiner Bundesgenossen unterlagen letztlich der Koalition um Herzog Johann I. von Brabant. Damit war der Limburger Erbfolgestreit entschieden. Es musste ein furchtbares Gemetzel gewesen sein. Die Chronisten berichteten, dass etwa 1.100 Krieger auf dem Schlachtfeld ihr Leben gelassen hatten und später etwa 700 an den Folgen ihrer Verletzungen starben.
Gegner auf dem Schlachtfeld
Auf Seite des Kölner Erzbischofs standen die Grafen von Luxemburg, Graf Reinald von Geldern, der Bruder des Erzbischofs Heinrich von Westerburg, die Grafen Adolf von Nassau (der später zum deutschen König gewählt wurde) und Dietrich von Moers sowie zahlreiche weitere Ritter. Auf der Gegenseite scharrten sich um Herzog Johann I. u.a. die Grafen Adolf V. von Berg, Eberhard von der Mark, Arnold von Loon, Walram von Jülich, Heinrich von Virneburg sowie eine Streitmacht der Kölner Bürger unter der Führung des Patriziers Gerhard Overstolz. Das Heer des Erzbischofs hatte etwa 4.200 Krieger, des Herzogs Johann I. 4.800. Als „overwinnaar van woeringen“ (Sieger von Worringen) ging Herzog Johann I. anschließend in die Geschichte ein.
Folgen des Ausgangs der Schlacht
Die erzbischöfliche Burg in Worringen wurde von der stattkölnischen Streitmacht mit Hilfe der Brabanter von Grund auf geschleift. Die Steine sind hinterher für die Errichtung der Befestigungsmauern der Stadt Köln verbaut worden. Der Standort der Burg ist bis heute nicht bekannt.
Die Kölner Bürger, die auf der Seite der siegreichen Partei Herzog Johann I. kämpften, hatten auf diese Weise einen großen Schritt in Richtung politischer Unabhängigkeit getan. Die vielzitierte Stadtfreiheit hatte man jedoch mit dem Sieg indessen noch nicht erlangt. Erzbischof Siegfried von Westerburg und seine Nachfolger beanspruchten weiterhin die Herrschaft über Köln. Und in der Tat leisteten die Vertreter der Stadt bis ins 15. Jahrhundert noch jedem neugewählten Erzbischof einen Treueid.
Schlusswort
Eine Urkunde, die am Tag vor Mariä Himmelfahrt (14. August) des Jahres 1288 ausgestellt wurde, sicherte dem kleinen Dorf an der Mündung der Düssel wichtige Rechte (Privilegien). Diese Stadterhebungsurkunde ging Anfang des 19. Jahrhunderts verloren. Ein Pergament in Kopie späterer Zeit in lateinischer Sprache zeigt Wachsabdrucke der Siegel der Aussteller, des Grafen Adolf V. von Berg und seiner Gemahlin, Elisabeth von Geldern, an der Unterkante angehängt. Damit begann der Aufstieg der Stadt Düsseldorf zur Haupt- und Residenzstadt der Grafen von Berg und nachher zur Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen.
Manfred Schmidt, November 2012
Fotos: Heimatarchiv Worringen, Manfred Schmidt
Literaturquellen
Carl Dietmar: „Die Chronik Kölns“, Dortmund 1991