Das Turnfest
Erinnerungen von Annemarie ten Haaf, geb. Jansen
Der 1894 gegründete „Worringer Turnerbund“ nahm im Dorfleben eine ganz besondere Stellung ein. Es gab kein Fest im Ort, ganz gleich ob goldene Hochzeit, Primiz, Jubiläumsfeier usw. bei dem er fehlte, und das er nicht mit seinen turnerischen Übungen verschönerte. Am Abend vor dem jeweiligen Ereignis gab es einen festlichen Turneraufmarsch mit Fahnen und Wimpeln, der durch ein Trommler- und Pfeiferchor, die sogenannten „Knöppelchesjunge“ angeführt wurde. Vor dem festlich geschmückten Haus wurde dann von den Turnern eine artistische Menschenpyramide aufgebaut.
Ein großes Dorfereignis war das alljährliche Turnfest im Sommer. Am Vorabend brachte der Männergesang-Verein den Ehrenmitgliedern ein Ständchen, welches immer mit einem Schnäpschen belohnt wurde. Am frühen Morgen des Festtages war großes Wecken durch die „Knöppelchesjunge“ angesagt. Beim feierlichen Hochamt wirkten der Kirchenchor St. Cäcilia und der Worringer Männergesang-Verein mit. Alle Ortsvereine nahmen mit Abordnungen und ihren Fahnen ebenfalls teil. Nach der Messe, die mit großem Segen und „Tantum ergo“ endete, ging es zum Frühschoppen „nom Möllm“, zu „Molls Grietche“ oder zu anderen Lokalen.
Um 14.00 Uhr begann der große Festzug durch das Dorf, woran alle befreundeten Turnvereine der Umgebung teilnahmen. Voran schritt der Zugleiter, erkennbar an der langen breiten Schärpe mit goldenen Quasten. Ihm folgten in strammer Haltung und diszipliniertem Gleichschritt die eingeladenen Vereine und zum Schluss der gastgebende Turnverein Worringen. Alle Jünger des Turnvaters Jahn trugen lange weiße Hosen und weiße kurzärmelige Turnhemden, die voller Stolz mit Medaillen und Orden geschmückt waren.
Für den Marschtakt sorgten wieder die „Knöppelchesjunge“ und eine Blaskapelle. Auf dem Mädchenschulhof am Markt (dem ehemaligen Friedhof vor der alten Kirche) fand unter den großen, alten Kastanien vor zahlreichen Zuschauern das Schauturnen am Reck, Barren, Pferd und an den Ringen statt. Stemmen und Ringen bildeten den Abschluss der Wettkämpfe, die mit Ehrenpreisen für die Besten belohnt wurden. Ein großer Ball beschloss das große Volksfest, wie es damals im noch ländlichen Worringen üblich war.
Diese Zeitgeschichte verfasste Annemarie ten Haaf im Oktober 1988 für das Heimatarchiv. Sie wurde im Jahre 1923 in Worringen geboren und stammt aus der Fischer-Dynastie "Baskeis".
Fotogarafien aus dem Archivbestand