SiteLock St.-Bonifatius-Kapelle an der „Alte Neusser Landstraße“

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Wussten Sie schon … ?

Abriss! … und darum vergessen? - Kapellen in Worringen

St.-Bonifatius-Kapelle an der „Alte Neusser Landstraße“
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Im Burgundischen Krieg, auch Neusser Fehde genannt, wurde der Ort Worringen im Jahr 1474 von Kölner Söldnern unter der Führung Wilhelm von Aarburgs zerstört, die Pfarrkirche und die St.-Bonifatius-Kapelle stark beschädigt, um Karl dem Kühnen von Burgund, der auf Neuss marschierte, keinen rückwärtigen Stützpunkt zu überlassen. Das Historische Archiv der Stadt Köln bewahrt eine Urkunde vom 19. Mai 1484 („up gudestach nae dem sondage cantate“), welche über den Abbruch der Worringer Kirche Alt St. Pankratius und einen Neubau an gleicher Stelle interessanten Aufschluss gewährt.

Die St.-Bonifatius-Kapelle muss seit dem 13. Jahrhundert in unmittelbarer Nähe von Alt St. Pankratius gestanden haben. In Überlieferungen zur Schlacht bei Worringen 1288 ist Folgendes zu lesen: „Um für die Toten der Schlacht beten zu können, errichtete man auf dem mutmaßlichen Platz des ehemaligen Römerkastells (?) eine St.-Bonifatius-Kapelle“. Beim Wiederaufbau der Pfarrkirche wurden Teile der Kapelle mit verbaut.

                                                      

Kapelle St. Thönes (St.-Antonius-Kapelle) an „St.-Tönnis-Straße / Schmaler Wall“

An der Stelle des 1842 erbauten Pfarrhauses an St.-Tönnis-Straße und Breiter Wall stand ehemals die Kapelle St. Thönes. Im Verkaufsprotokoll des Vogtshofes (nachher Pilgramshof) vom 30. April 1287 wird auf einen ehemaligen Kirchhof hingedeutet.

Nach dem 5. Jahrhundert ging das Land in fränkischen Besitz über. Aus dieser Epoche, der sog. Merowingerzeit (Mitte 5. bis frühes 8. Jahrhundert), sind im Worringer Raum Fundplätze bekannt. Der fränkische Totenacker zwischen St.-Tönnis-Straße und Pletschbach sowie westlich des Breiten Walls wurde mehrfach archäologisch untersucht. Als Restareal des ausgedehnten Bestattungsfeldes ist wohl der ehemalige Kirchhof als St.-Thönes-Kirchhof anzusehen. Den Funden zufolge wurde auf diesem zumindest vom späten 5. bis zum frühen 7. Jahrhundert bestattet. Die meisten Gräber waren mit Beigaben für die Reise ins Jenseits ausgestattet. Die Bevölkerung war demnach heidnisch. Die Grabungsforschungen zeigen, dass dann die Christianisierung der Landbevölkerung in Gang gekommen war. Die Grablegung wurde jetzt zugunsten der Begräbnisstätte auf dem Kirchhof im Schatten der alten Pankratiuskirche aufgegeben. Damit hörte auch die Beigabensitte auf. 1288 wurden vermutlich hier noch die unbekannten Toten aus der Schlacht bei Worringen bestattet.

Die Koelhoffsche Chronik aus dem Jahre 1499 berichtet von einem „Kapellchen“, das die Begräbnisstätte kennzeichnete, was auf die Kapelle St. Thönes hinweist. Zeitpunkt der Errichtung und wie lange dieser Kirchhof als Totenacker genutzt wurde, ist nicht belegt.

Über diese findet sich ein Vermerk im Worringer Gerichtsprotokoll vom November 1768. Auf dem „Herrengeding“ musste der Pfarrer begründen, warum er die auf dem Kirchhof stehende große Linde abgeholzt und eigenmächtig verwendet hatte. Er rechtfertigte sich mit dem Hinweis, dass er die Kapelle erhellen wollte. Eine Nachzeichnung zeigt die Kapelle mit der Linde.
Obwohl ältere Ansichten von der Kapelle St. Thönes nicht vorhanden sind, kann davon ausgegangen werden, dass die Kapelle, wie auf der Bildkarte von 1757 erkennbar, in einer grundlegenden romanischen Architektur aus Naturstein, später denkbar Abschnitte im frühgotischen Stil, errichtet worden ist. Weiterhin handelt es sich um einen einschiffigen staufischen Bau mit vieleckigem Chorabschluss und vorgesetztem schmalen Turm oder Dachreiter. Möglicherweise existierte vor dieser Kapelle ein Vorgängerbau. Vorstellbar wäre eine schlichte kleine Holzkapelle, errichtet im frühen Mittelalter bzw. Hochmittelalter, von der jedoch keine Überreste aufgefunden worden sind.

                                                                                   

Im Situationsplan der Kirchenbaustelle (Neubau der Pfarrkirche St. Pankratius 1835 - 1837) von „Baukondukteur und Kommunalbaumeister“ des Landkreises Köln, Peter Joseph Schopen, ist die St.-Antonius-Kapelle nicht mehr eingezeichnet. Die Kapelle war noch zur Franzosenzeit vorhanden (1794 - 1814) und soll damals, als auf Befehl der französischen Administration alle äußeren religiösen Zeichen verschwinden mussten, zur Garnisonsbäckerei umgebaut worden sein. Der Abbruch der Kapelle ist vermutlich zwischen 1813, also nach den Freiheitskriegen, und 1835 anzusetzen.

Die kleine Glocke der Kapelle fand eine Zeitlang als Schulglocke Verwendung, auch noch an der 1889 erbauten neuen Knabenschule an der St.-Tönnis-Straße. Sie trug die Umschrift: „Me fecit [von mir geschaffen] Johann Wickerath 1688“. In den Wirren zweier Weltkriege ist diese dann leider verloren gegangen.

Das Heimatarchiv ist stets bemüht, die Worringer Geschichte in Schrift und Bild zu dokumentieren und folglich auch hier auf der Suche nach historischem Fotomaterial. Gesucht wird ein altes Foto von der Worringer Knabenschule mit der Glocke aus der St.-Antonius-Kapelle. Leser/innen, die ein derartiges Foto besitzen und dieses zur Verfügung stellen möchten, auch auf Leihbasis, wenden sich bitte an das Worringer Heimatarchiv.


Abbildungsnachweise
Dr. Theod. Jos. Lacomblet: „Urkundenbuch für die Geschichte des Niederrheins“, Düsseldorf 1846
Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK)
Stadtkonservator Köln - Amt für Denkmalschutz und Denkmalpflege


Bericht: Manfred Schmidt
heimatarchiv-worringen.de/Januar 2020

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