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Hügelgräber aus der älteren Hallstattzeit im Chorbusch

 

Der Rhein floss nicht immer so, wie wir es heute erleben - darauf weist bereits der Name „Altrhein“ hin. Die gesamte heutige Kölner Bucht ist einst durch den wechselnden Verlauf des Flusses geprägt worden. In unserer Heimat kann man beispielsweise noch Spuren alter Rheinstromarme und Auwaldreste des Chorbusches entdecken, auch wenn viele von ihnen von Schotter, Sand und fruchtbaren Hochflutbildungen überdeckt wurden und heute nicht mehr erkennbar sind. Es gibt jedoch eine Vielzahl von Hinweisen, die diese in der Tiefe verborgene Geschichte an der Oberfläche nachzeichnen und damit lebendig werden lassen.

Im Urstromtal des Rheins lebten schon Menschen lange bevor die Römer aus dem südlichen Europa kamen. Aus dem östlichen Europa kamen im letzten Jahrtausend v. Chr. die sog. „Urnenfeldermenschen“, deren Hinterlassenschaft die Grabhügelkultur war. Der nun beginnende Abschnitt der Geschichte wird auch die Eisenzeit (Hallstattkultur von 1 220 bis 700 v. Chr.) genannt. Während der älteren Hallstattzeit wurden die Toten auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Der Leichenbrand, die zerplatzten Knochenstücke, wurden aus dem Brandschutt herausgelesen, gewaschen und in eine eigens dafür angefertigte Urne gegeben. Mehrmals war die Öffnung der Urne mit einer umgedrehten Deckelschale verschlossen worden. Die Urne setzte man in ein Bodenloch, das wieder mit Erde angefüllt wurde. Über der Bestattung wurde ein Erdhügel angeschüttet. Oft befand sich am Fuß des Hügels ein runder oder ovaler Graben. In unserem Gebiet wird die ältere Eisenzeit in der Vorgeschichtsforschung entsprechend der vorherrschenden Bestattungssitte auch „Niederrheinische Grabhügelkultur“ genannt.

Merkmale aus der Hallstattkultur sind heute noch in unserer Gegend vorhanden. Im Chorbusch sehen wir Hügelgräber, die 1926 freigelegt wurden mit Beigaben von relativ einfachen Schüsseln, Bechern und Töpfen aus Ton, weiterhin eiserne Lanzenspitzen, Nadeln sowie Ohrgehänge. Die stattlichen Ausmaße der Hügel - 1,50 m hoch und ca. 10,00 m im Durchmesser - lassen darauf schließen, dass es sich um Gräber von Menschen handelte, die nicht zu den einfachen Bauern gezählt werden können. Diese Gräber wurden in der Regel in der Nähe befestigter Siedlungsplätze angelegt.                    

Die Beigaben, die in den Hügelgräbern gefunden wurden, geben Aufschluss darüber, dass zu den Lebensgewohnheiten zweifellos auch der Handel gehörte. Ein alter Handelsweg verlief von Norden nach Süden parallel des Rheinstromes quer durch unser Heimatgebiet. Es war ein unbefestigter Weg. Die Fährte ist dort zu suchen, wo Durchgänge, sog. Furten, in dem ehemals wasserreichen Gebiet unserer Heimat vorhanden waren. Die alte Römerstraße entlang der gesicherten Uferplätze Köln - Dormagen - Neuss kommt jedoch nicht in Betracht, da ihre Trasse das Ergebnis künstlicher Straßenbauwerke aus der Römerzeit ist. Natürliche Furten, die durch zahlreiche Nebenarmen des Rheins führten, haben wir südlich von Roggendorf in der Nähe des sog. Blutberges (benannt nach der Schlacht bei Worringen im Jahr 1 288 n. Chr.) und bei Haus Furth in Hackhausen.

                                      

Das auf Kölner Gebiet gelegene Hügelgrab erreicht man vom Waldparkplatz Chorbusch aus (in der Nähe vonHaus Furth). Ab dem Schlagbaum biegen wir nach 700 m an der Kreuzung links (Kennzeichnung S 1, Beschilderung Naturwaldzelle) und dann nach 400 m am Ende der Naturwaldzelle rechts ab. Nach weiteren 600 m erkennt man auf der linken Seite etwa 20 m abseits einen kleinen flachen Hügel.

 

Manfred Schmidt, März 2015

Literaturquellen

Almanach für den Kreis Neuss 1980
Jahrbücher für den Rhein-Kreis Neuss 2001 (2000) und 2015 (2014) des „Kreisheimatbund Neuss e.V.“