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                   Alte und volkstümliche Straßenbezeichnung „Am Töönche“

 

Nach dem Verzeichnis der Teilnehmer an den Fernsprechnetzen im Oberpostdirektionsbezirk Düsseldorf von November 1908 hatte der praktische Arzt Dr. med. Bentler seine Praxis in Worringen, Turmstr. 359, an der heutigen Straßenecke „Alte Neusser Landstraße / Kurzer Damm“. Im Wohnhaus (heutige Alte Neusser Landstr. 295, Niederlegung jedoch 2011), um 1875-80 erbaut, war zunächst die Arztpraxis von Dr. Kaspar Friedrich, ab 1897 von Dr. Gustav Bentler.

Als Folge der Eingemeindung Worringens nach Köln im Jahre 1922 mussten viele Straßen umbenannt werden, da deren Namen in Köln bereits vorhanden waren. Vor der Eingemeindung gab es ab 1800 für die Neusser Straße bzw. Landstraße verschiedene Benennungen: 1807 „Route de Neuss“, 1827 - 1836 Clevische Straße, 1853 Cöln-Nymwegener Straße, innerhalb des Ortes vom 17. bis 18. Jahrhundert die „Straß“, anschließend Worringer Hauptstraße, im Sprachgebrauch früher vom südlichen Ortseingang bis zur Einmündung der St.-Tönnis-Straße „K(C)ölner Straße“ sowie der Abschnitt zwischen Pletschbach und Kirche Alt-St. Pankratius „Caféstraße“. Von der Ecke St.-Tönnis-Straße bis zum Kurzen Damm hieß sie „Turmstraße“ (Am Töönche).                                                   

Bis zur Inbetriebnahme der Umgehungsstraße im Jahre 1938 wurde der gesamte Durchgangsverkehr Köln - Dormagen über die Neusser Straße bzw. Landstraße durch Worringen geleitet. Den alten Worringern geläufig ist noch das „Alte Türmchen“. Es war der Eckturm der früheren Befestigung am Rheintor, auch „Ringpooz“ oder Unterpforte genannt. Der Torbogen wurde 1833 abgebrochen, weil er den Verkehr behinderte. Das Türmchen diente lange Zeit als Haftraum der Bürgermeisterei Worringen und während der Franzosenzeit um 1800 als Soldatengefängnis.

 

Manfred Schmidt, September 2012

Literaturquellen

Dagmar Hötzel: „Stadtspuren Denkmäler in Köln - Worringen und Roggendorf-Thenhoven, Siedlungsgeschichte bis 1914“, Köln 2002

Toni Jägers: „Köln-Worringen in Geschichte und Geschichten“, Köln 1985