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Niedrigwasser des Rheins

 

Der niedrige Wasserstand des Rheins hatte im November 2011 die Sandbank im Worringer Hafen freigelegt - ein seltener Anblick. Der Kölner Pegelstand des Rheins lag bei 95 Zentimetern, einem Rekordtief für den Monat November seit es Messungen gibt. Der extrem niedrige Pegel bereitete der Binnenschifffahrt erhebliche Probleme. Um den Tiefgang zu reduzieren, konnten die Schiffe ihre Güter partiell nur zur Hälfte transportieren. In der Vergangenheit lag der Wasserstand des Rheins im September 2003 schon bei 80 Zentimetern. Ein Pegelstand von „Null“ bedeutet jedoch nicht, dass der Rhein kein Wasser mehr führt. Der Pegel ist so abgegrenzt worden, dass beim Pegelstand „Null“ in einer Fahrrinne von mindestens 150 Metern Breite noch mindestens ein Meter Wassertiefe gewährleistet ist.   

Da der Rhein sich tief in sein Bett zurückgezogen hatte, war die Zeit für Entdeckungen günstig. Er gab seine Geheimnisse preis - allerdings keine Schätze. Auf der Sandbank im Worringer Hafen befand sich (leider) jede Menge Schrott, man hatte Fahrräder und viele andere Gegenstände irgendwann im Hafen „entsorgt“.

Nach den bisherigen meteorologischen Aufzeichnungen ereigneten sich in Deutschland wiederkehrende Trockenperioden. Die Folgen waren ebenfalls am Rhein erkennbar. So führte laut der „Rheinischen Dorfchronik“, Dormagen 1926, der Rhein im Oktober 1802 außergewöhnliches Niedrigwasser.Tagebuch des J. Peter Delhoven aus Dormagen: „Der Rhein ist kleiner als jemalen. Man geht trockenes Fusses auf das Worringer Werth*. Auch ist die Mauer dort im Rheine** von weitem sichtbar, sie kann 40 Fuss*** lang und 24 Fuss in der Breite haben, die Worringer brechen viele Steine dort aus; es sind meistens Unkelsteine****.“

* Das Worringer Werth ist eine kleine Rheininsel bei Worringen. ** Diese Mauer im Rhein (rund 7,5 Meter breit) wird nach durchgeführen Ausgrabungen als ehemalige Wallmauer der römischen Befestigung „Buruncum“ gedeutet. Eine solche Mauer hatte die Aufgabe, außer feindlichen Angriffen auch Hochwasser und Eisgang abzuwehren. Es wird daher angenommen, dass seit dem Altertum Teile des Worringer Ufers mit dieser Mauer dem Strom zum Opfer gefallen sind. Diese Annahme wird noch durch die von der Visierrichtung der Römerstraßen Neuss-Dormagen und Merkenich-Worringen abweichende, westlich des Rheinbogens angepasste Biegung der heutigen Heerstraße Dormagen-Worringen bestärkt. Geländestudien an niederrheinischen Römerstraßen haben gezeigt, dass die gradlinig durch Dormagen (Durnomagus) verlaufende Römerstraße geradeaus weiter nach Worringen verlief, dass sie aber später von dem hier westlich aufprallenden Rhein weggerissen wurde, bis zu 200 Meter westlich.

*** Früheres deutsches Längenmaß, zwischen 25 und 34 Zentimeter, in England und den USA als „foot“ = 30,48 Zentimeter noch heute gebräuchlich.

 **** Basaltblöcke aus den Steinbrüchen von Unkel am Rhein, wie solche auch für die Stadtmauer in Zons verwendet worden sind.

 

Manfred Schmidt, Dezember 2011